Wie viel bin ich mir selbst wert?
Gerade in unserer Leistungsgesellschaft ist unser Selbstwert oft mit unserer Produktivität verbunden. Leisten wir weniger oder erfahren Zurückweisung, führt das oft zu einem negativen Selbstwert.
Warum klafft eigentlich Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung manchmal so auseinander? Was können wir selbst tun, um uns mit den Sinneseindrücken der Anderen zu sehen und hören?
Mit Reflexion kann man spüren und kognitiv wahrnehmen, wie man im Umgang mit anderen punktet. Man wird gespiegelt. Nun will man seinen Selbstwert nicht von anderen abhängig machen, sonst baut man seinen Selbstwert auf einem wackeligen Fundament. Das kann im Extremfall zu psychischen Krankheiten führen. Es gibt jedoch eine Lösung: gesündere Selbstwertkonzepte, die den eigenen Werten und Vorstellungen entsprechen.
Welches Selbstwertkonzept habe ich?
Jeder kennt es: an manchen Tagen fühlt man sich weniger. Man geht durch den Tag, vergleicht sich mit anderen und fühlt sich einfach unbedeutend. Doch wieso ist das so, woran machen wir unseren Selbstwert fest? Hierbei kommt das Selbstwertkonzept ins Spiel. Jede Person hat ihr eigenes Wertesystem, nach dem sie ihren Selbstwert bestimmt.
Diese verschiedenen Selbstwerkkonzepte kann man grob in zwei Kategorien unterscheiden. Schauen Sie doch mal, zu welcher sie gehören!
Beim „positiven“ Wertbestimmen wird angenommen, dass eine Person bestimmte positive Eigenschaften erfüllen muss, um etwas wert zu sein. Das können Eigenschaften wie Empathie, Genauigkeit oder Hilfsbereitschaft sein.
Oft ist es jedoch so, dass Menschen sich selbst und andere durch „negatives“ Wertbestimmen einordnen. Im Gegensatz zum „positiven“ Wertbestimmen, definiert man seinen Selbstwert beim „negativen“ Wertbestimmen durch Fehler, die man begangen hat, einen Mangel an Produktivität oder Zurückweisung, die man erfahren hat. Menschen, die ihren Wert so bestimmen, haben mehr Schwierigkeiten, sich selbst als wertvoll zu betrachten, weil sie eher auf ihre Makel achten, anstatt die positiven Dinge in sich selbst zu sehen.
Von Normen beeinflusst.
Wir als Menschen sind soziale Tiere und haben grundlegende Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, damit wir uns gut fühlen. Wir suchen die Nähe zu Anderen, denn die gibt uns ein Gefühl von Sicherheit. Diese Sicherheit war für unsere Vorfahren entscheidend, da sie für das eigene Überleben sorgen konnte. Um Sicherheit zu erreichen, streben wir einen hohen Status in unserem sozialen Umfeld an. Viele Menschen versuchen ihren Status durch eine hohe Produktivität zu erhöhen und stürzen sich in die Arbeit, andere versuchen sich besonders beliebt zu machen. Welchen Weg jemand nimmt, hängt vor allem mit Kindheit und Erziehung zusammen.
Denn besonders die Normen und Werte, die uns durch unser Umfeld im Kindesalter beigebracht werden, beeinflussen die Parameter, die wir benutzen, um unseren Selbstwert festzustellen. Man kommt nicht mit einem Selbstwertkonzept auf die Welt, es wird erlernt und ist deshalb auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Die meisten Menschen bekommen durch ihre Familie Normen vermittelt. Das kann verbal durch Verbote von bestimmten Verhaltensweisen, die als unhöflich gelten, passieren. Möglich ist aber auch eine nonverbale Vermittlung von Normen. Diese liegt vor, wen ein Kind beobachtet, wie seine Eltern in bestimmten Situationen reagieren. Sieht ein Kind, dass seine Mutter ängstlich reagiert, wenn sie kritisiert ist, könnte es sich später in ähnlichen Situationen genau so verhalten.
Auch soziale Normen spielen eine große Rolle bei der Bildung von Selbstwertkonzepten. Besonders in der Schulzeit ist es für den Status des Kindes in der Gruppe wichtig, beispielsweise ein teures Smartphone zu besitzen oder Klamotten einer bestimmten Marke zu tragen. Dieses Wertesystem wird oft auch im Erwachsenenalter weitergeführt.
Am meisten unterscheiden sich Wertesysteme von Land zu Land. Diese kulturellen Normen prägen uns maßgeblich. In manchen Ländern ist es insbesondere Höflichkeit, beim Essen einen Anstandsrest übrigzulassen, hierzulande ist dieses Verhalten jedoch nicht gern gesehen. Wie sehr wir durch kulturelle Normen beeinflusst sind, wird oft klar, wenn wir in den Urlaub fahren. Halbnackt am Strand liegen, im Restaurant laut diskutieren, bei Rot über die Ampel gehen; das alles sind Dinge, die in manchen Ländern normal sind, in anderen jedoch nicht gern gesehen sind. Probleme tun sich auch auf, wenn man sein soziales Umfeld wechselt, ohne sich anzupassen. Was unter Studenten als cool gilt, ist nicht immer auch bei Arbeitnehmern angesagt.
Wie viel wir uns selbst wert sind, sollte letztendlich nicht von Statussymbolen oder der Kritik anderer abhängen. Für ein gesundes Selbstwertkonzept ist es wichtig zu wissen, dass wir unsere Normen aus unserem Umfeld aufnehmen und wir selbst entscheiden können, welche davon sinnvoll sind und welche nicht.