Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation kann helfen, Konflikte zu lösen – ohne Gewinner und Verlierer.

Aus einer Friedenssehnsucht heraus.

Wer kennt das nicht? Gerade war alles noch in Ordnung, dann ein Blick, ein Satz und die Beziehung zu einem lieben Menschen oder der Kollegin gerät ins Wanken. Gewaltfreie Kommunikation kann helfen, Konflikte zu lösen – ohne Gewinner und Verlierer.

Was nährt Verbindung und Verstehen? Wodurch fühlen sich Menschen verletzt und einsam? In den 1970er-Jahren entwickelte Marshall Rosenberg sein Modell der „Gewaltfreien Kommunikation“ als eine Sprache der Verbindung. Dabei geht es darum, sich aufrichtig mitzuteilen und einander wirklich zuzuhören. Beide Seiten sollen Konflikte lösen, ohne dass es Gewinner und Verlierer gibt.

Wodurch fühlen sich Menschen verletzt und einsam?

Vor 30 Jahren kam dieser Ansatz in den deutschsprachigen Raum, und er verbreitet sich hier seitdem wie nirgendwo sonst auf der Welt. Heute gilt „die GFK“ als einer der meistgenutzten Trainingsansätze. Mindestens eine Million Menschen in Deutschland sind mit dieser Art der verbindlichen, empathischen Kommunikation vertraut und übten, diese Sprache des Herzens zu sprechen.

Mit Worten, nonverbalen Gesten und Ostrazismus, ausgegrenzt werden, fühlt sich sehr schmerzhaft an.

Achtsamkeit und Aufmerksamkeit sind in der Kommunikation das Mittel, dem entgegenzuwirken.


Die Haltung der gewaltfreien Kommunikation.

Die Vision und das Hoffen von anders miteinander Umgehen, anders miteinander Reden in Verbundenheit.
Die Haltung der gewaltfreien Kommunikation erklärte die Wirksamkeit der gewaltfreien Kommunikation in dieser Weise: Spirituelle Grundlage ist hier die Bewusstheit, dass alle Lebewesen eins, miteinander verbunden und wechselseitig voneinander abhängig sind.

Daraus erwächst ein innerer Auftrag. 
Der Auftrag, das Getrenntsein zu überwinden und Verantwortung zu übernehmen sowie zu einer Kultur des Lebens in Gemeinschaft beizutragen.
zur Arbeit am sozialen Wandel (social change)

  • Handeln im praktischen Leben in den Bereichen Erziehung, Wirtschaft, Umwelt, Politik u. a. Wir tragen unser Engagement in die Gesellschaft. Es reicht nicht aus, wenn wir die GFK nur in unserem persönlichen Bereich anwenden und zu leben versuchen.
  • die Bereitschaft, sich dafür einzusetzen.
 Voraussetzung ist eine verbindliche Absichtserklärung sich selbst gegenüber. Andere Strukturen erfordern auch ein anderes Menschsein. Das eine ist nicht ohne das andere zu haben.
  • die Methode der vier Komponenten.
 Die Methode im Alltag in Verbundenheit mit sich selbst (Selbstmitteilung und Selbstempathie) und anderen (Empathie) umzusetzen gelingt durch eine Sensibilisierung für die Sprache. Die Methode wird als hilfreiches Werkzeug angewandt.

Wenn Achtsamkeit als Prinzip verinnerlicht wurde, wird die Methode zweitrangig. Paulo Freire sagt: „Die Methode ist in Wirklichkeit die äußere Form des Bewusstseins, das sich in Handlungen ausdrückt.

Im Wesentlichen ist es die „innere Einstellung“, die meine Wahrnehmung, mein Denken und Reagieren sowie mein Handeln bestimmt. Andere Begriffe für „innere Einstellung“: Bewusstsein, Bewusstheit, Haltung, die von mir gepflegte Kultur.

Simran Kaur, Kommunikationstrainerin und Yoga-Lehrerin in Hamburg: „Es ist auf jeden Fall ein Weg – es wird immer so schön genannt – von Herz zu Herz zu kommunizieren. Und was damit gemeint ist, ist wegzukommen von Urteilen und Erwartungen und Vorstellungen, wie alles zu sein hat, wie der andere sich zu benehmen hat, was man selber tun muss, wegzukommen von einem Handeln aus Pflicht und so einem Muss-Denken: „Das gehört sich so!“

Sondern hinkommen zu ‚Ich möchte das tun!‘ In Verbindung zu sein mit dem, was dir wichtig ist und von dort aus dich zu entscheiden, was du tun willst.“ Simran Kaur gehört dem GFK-Netzwerk Hamburg an.

Dieser Prozess sensibilisiert zunächst dafür, was Worte anrichten können. Worte können Fenster sein, durch die sich Menschen füreinander öffnen. Und sie können Mauern errichten, können wehtun oder trennen. Ein einfacher Satz kann dazu führen, dass Beziehungen belastet oder sogar beendet werden.
Und mit einem Satz kann man einem anderen Menschen die Hände reichen, als eine Geste: „Ich verstehe dich. Ich sehe dich.“

Diese beiden verschiedenen Varianten von Kommunikation und Beziehungsgestaltung symbolisierte Marshall Rosenberg in seinen Seminaren häufig mit zwei Handpuppen: Wolf und Giraffe. Der Wolf symbolisierte für ihn ein gewaltvolles, aggressives Auftreten, das dafür sorgt, dass sich Menschen als getrennt wahrnehmen.
Die Giraffe steht für ein freundliches, mitfühlendes, dennoch kraftvolles und klares Verhalten, das die Verbindung spüren lässt.  Auf der Bühne in seinen Workshops ahmt Marshall Rosenberg nach, wie sich eine Giraffe und wie sich ein Wolf in der Kommunikation verhalten.

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten. Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: „Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden.

Einer der beiden lebt in einer Welt, wo es rachsüchtig, aggressiv zugeht und will zerstören. Der andere hingegen ist in einer Welt, in der es liebevoll, sanft zugeht und nimmt Anteil am Leben anderer.“ Der Junge sitzt eine Weile ruhig da. „Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“, will er wissen. „Der Wolf“ – der alte Indianer macht eine Pause – „den ich füttere“.

Netzwerke und Übungsgruppen im deutschsprachigen Raum.

In mehr als 15 Städten und Regionen in Deutschland bestehen heute Netzwerke. Und zwischen Kiel und Konstanz erproben sich in jeder größeren Stadt Menschen in Seminaren und Übungsgruppen in dieser Kommunikationsweise. Weltweit existieren heute Zentren in 65 Ländern und fast 500 Trainer wurden unterdessen in der Tradition von Marshall Rosenberg ausgebildet.

Übungsgruppen, Seminare und weitere Veranstaltungen und Angebote von und mit Trainer*innen der gewaltfreien Kommunikation können Sie unter folgenden Adressen finden: DACH – Gemeinsam GFK verbreiten, Veranstaltungsportal und Gewaltfreie Kommunikation in Deutschland – einfühlsam miteinander sprechen.

Mit dem Ziel, sich gemeinsam für die Verbreitung der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg einzusetzen, sind in Deutschland und im deutsch sprechenden Raum vor allem zwei Vereine tätig. Weitere Informationen darüber finden Sie hier: „D-A-CH deutsch sprechender Gruppen für Gewaltfreie Kommunikation e. V.“ und Fachverband Gewaltfreie Kommunikation e. V.

Die von Marshall Rosenberg gegründete, weltweit tätige Organisation heißt CNVC: Hier finden Sie in Englisch Informationen rund um die gewaltfreie Kommunikation und Ankündigungen für Trainings weltweit.

Unterdessen erscheint auf Deutsch eine Zeitschrift zur gewaltfreien Kommunikation, die „Empathische Zeit“. Jede Ausgabe hat ein anderes Hauptthema, z.B. GFK in Unternehmen, GFK und Familie, GFK und gesellschaftlicher Wandel. Die Artikel sind vielseitig und kommen aus der Gemeinschaft der Trainer*innen und Praktizierenden der gewaltfreien Kommunikation.

Einsatz für den sozialen Wandel in der Welt.

Marshall Rosenberg: „Frieden beginnt in uns selbst. Damit meine ich nicht, dass wir uns zuerst von all unseren inneren gewaltvollen Erfahrungen befreien müssen, bevor wir nach außen auf die Welt schauen oder auf einer höheren Ebene am sozialen Wandel mitwirken können. Was ich meine ist, dass wir diese Dinge gleichzeitig machen müssen.“

Marshall Rosenberg wollte zunächst ein Modell in die Welt bringen, „um das verdammte System zu ändern“. Er hatte viel Wut, verbarg dahinter seine Angst und war deshalb auch häufig aggressiv. Irgendwann wurde ihm bewusst: Mit solch einer Haltung kann man gegen Gewalt hervorbringende Strukturen nichts ausrichten. Vielmehr braucht es ein Verständnis auch für die anderen, ein Bewusstsein für deren Bedürfnisse und die immer bestehende Verbundenheit.

Marshall Rosenberg mühte sich um, wie er es nannte, den „Giraffentanz“ mit den Repräsentanten des Systems. Er trat im Interesse der jeweiligen Sache in Verbindung mit Menschen, die beispielsweise über Geld oder Gesetze entschieden. Er nahm Kontakt mit ihnen auf Augenhöhe auf. In diesem Sinne engagieren sich Trainer*innen der gewaltfreien Kommunikation auf vielfältige Weise für den sozialen Wandel in der Welt, hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen.

Gudrun Haas gehört z.B. in München einer Projektgruppe „Münchner Sicherheitskonferenz verändern“ an. Jedes Jahr im Februar diskutieren nunmehr seit fünf Jahrzehnten über 450 Entscheidungsträger aus aller Welt, geschützt von einem enormen Polizeiaufgebot, auf der Münchner Sicherheitskonferenz aktuelle und zukünftige sicherheitspolitischen Themen. Das Anliegen von Menschen wie Gudrun Haas würde diesem Forum ein vollkommen neues Gepräge geben.

Frieden beginnt in uns selbst

„Das Sicherheitsverständnis, von dem die Leute in der Sicherheitskonferenz ausgehen, das ist vorwiegend ein Sicherheitsverständnis gegen andere oder Sicherheit vor anderen und anderem. Wir sagen, gemeinsam mit Horst Eberhard Richter, wahre Sicherheit kann nie gegen andere, sondern nur miteinander erreicht werden.  Wenn man nur den Begriff Bedrohung durch Herausforderung ersetzt, dann öffnet das ganz andere Dimensionen und Ansätze und neue Ideen sind dann eher möglich.

Wenn man Konflikte nicht als zerstörerisch und negativ empfindet, sondern eben Konflikte als Chancen erkennt, das ist eben das, wo wir drauf rauswollen.“ (Mehr Informationen zur Projektgruppe „Münchner Sicherheitskonferenz verändern“)

„Grundsätzlich gilt für mich, wenn die Moral und Kultur in einer Gesellschaft von Trennung statt Kooperation ausgeht, dann geht es nie um die Menschen, sondern um Geld und Ähnliches. Und woran es fehlt, ist moralische Fantasie. Moralische Fantasie, dieser Begriff, den ich bei Harald Welzer gelesen habe und dazu braucht man einfach Fähigkeiten, wenn man seine moralische Fantasie ausbilden will und diese Fähigkeiten, die kann man mit GFK erlernen.

Die moralische Fantasie bedeutet, ich weiß, welche Konsequenzen mein Handeln hat und auch mein Nichthandeln. Für mich ist es schon auch eine Pflicht, unsere Vorteile dahin gehend zu nutzen, dass wir für die anderen sorgen, denen es nicht so gut geht. Das fällt mir sofort ein, wenn es um Pflicht geht.

Ich habe innerlich ganz tief diese Verpflichtung, dass ich meine Privilegien nutzen kann, dass ich relativ sicher sagen darf, was bei uns falsch läuft und wo es Ungerechtigkeiten in der Welt gibt und ich kann meine Privilegien nutzen, Solidarität zu zeigen und bei uns ist es nicht gefährlich so wie in anderen Teilen der Welt …“

Interessante Infos

Mit der Intention, Verbindung herzustellen, unterstützt die gewaltfreie Kommunikation Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen darin, freundliche Beziehungen auf Augenhöhe mit Kindern einzugehen. Indem sich jeder gesehen und respektiert fühlt, kann mehr Freude in den Alltag einziehen und wird auch Lernen leichter.
Ein Kind schildert, was er in der Schule über GFK lernte: „Man fühlt sich in den anderen ein und sagt zu sich im Inneren stopp und sagt, ich komme gleich wieder und klärt den Streit auch, damit der andere auch weiß, er kommt wieder und nicht denkt, der haut jetzt ab. Und dann muss man auch zu sich sagen, was habe ich gemacht und nicht nur, was hat er gemacht. und dann auch mal denken, was man selber für Fehler gemacht hat und sich dafür irgendwie entschuldigen und das mit dem nicht mehr zu machen und hoffentlich gar keine Gewalt mehr einzusetzen.“
Jochen Hiester, Koblenz, Trainer: „Schule hat sich sehr stark verändert und die Anforderungen an die LehrerInnen sind enorm gestiegen, was vielfach letztendlich politische Entscheidungen sind. Leider ist Inklusion in vielen Fällen erstmal ein Sparprogramm. Aber die Mittel, die man einspart, werden nicht direkt wieder in die Schüler reingesteckt und die LehrerInnen sind vielfach überfordert, mit den Anforderungen umzugehen, weil ihnen noch niemand gesagt hat, wie kann man das wirklich wuppen an der Stelle.
Es gibt einen immensen Fortbildungsbedarf, aber viel zu wenig Angebote, die auch wirklich praktikabel sind an der Stelle. Und da wäre mein Ansatz an dieser Stelle, dass LehrerInnen lernen, unter diesen veränderten Bedingungen einfühlsam mit sich selbst umzugehen. Wenn ich meine alten Ansprüche habe und unter den veränderten Bedingungen meinen alten Ansprüchen gerecht werden will, kann ich eigentlich nur scheitern. Da braucht ein Lehrer vor allem sehr viel Einfühlsamkeit für sich selbst.“
Einige GFK-Trainer*innen spezialisierten sich auf die Arbeit mit Schüler*innen und Lehrer*innen. Mit ihrem Ansatz unterstützen sie das Lernen vor allem durch die Schaffung eines beziehungsförderendes Klima.
Die Autorin dieser Langen Nacht, Barbara Leitner, über den GFK-Ansatz für das Gespräch mit Kindern: Barbara Leitner, Mit Kindern reden – Verbindliche Kommunikation mit den Jüngsten. Studientext Projekt „Profis für Krippen“, KiTaFachtexte
Barbara Leitner: „Ich liebe es, mit der Herzensenergie der GFK und ihrem verbindlichen und verbindenden Ansatz (Kita-) Teams in ihrer Kommunikation und Entwicklung zu begleiten und Pädagog*innen, Eltern und auch mich selbst, immer wieder an die positive Absicht vor allem von Kindern zu erinnern und diese zu entdecken – auch wenn alles (angeblich) gerade schwierig scheint.“
Die „Conflict Hotline“ …
… war eine monatliche Live-Fernsehsendung, in der Alltagsszenarien von Praktizierenden der gewaltfreien Kommunikation durchgespielt werden. Die Trainerin Miki Kashtan coacht und kommentiert. Neben drei Rollenspielen gibt es auch ein Interview mit Yannai (damals 12 Jahre), der in einer Familie mit einer integrierten Praxis der gewaltfreien Kommunikation aufwächst.
Die Sendung ist komplett in Englisch und leider ohne deutsche Untertitel. Die einzelnen Episoden können hier geschaut werden:
Conflict Hotline Teil 1: Konflikt zwischen Mutter und Sohn um den Babysitter Conflict Hotline Teil 2: Interview mit Yannai, der in Familie mit GfK Prinzipien aufwächst Conflict Hotline Teil 3: Vater mediiert zwischen seinen zwei Kindern 
Conflict Hotline Teil 4: Konflikt zwischen Mutter und 18-jährigem Sohn (Motorrad)

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag, Paderborn

Marshall B. Rosenberg: Konflikte lösen durch Gewaltfreie Kommunikation. Ein Gespräch mit Gabriele Seils. Herder Spektrum. Verlag Herder, Freiburg. – Gabriele Seils interviewt Marshall B. Rosenberg zu dem von ihm entwickelten Ansatz. Herausgekommen ist ein lesenswertes Buch, mit sehr bewegenden Dialogen.

Frank und Gundi Gaschler: Ich will verstehen, was du wirklich brauchst. Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Kösel Verlag. – In diesem Buch wird der Ansatz in einer sehr schönen Sprache beschrieben und auf den Alltag einer Familie übersetzt.

Geiger/Baumgartner (Hrsg): Empathie als Schlüssel. Gewaltfreie Kommunikation in psychologischen Berufen. Beltz Verlag. – Eine Sammlung von sehr profunden Aufsätzen auch von international bekannten Trainer*innen über die Besondere Wirkung der GFK z.B. in Therapie und Schule.

Kelly Bryson: Sei nicht nett, sei echt! Handbuch für Gewaltfreie Kommunikation. Junfermann Verlag, Paderborn – Eine Einladung, sich auch in schwierigen Situationen authentisch mitzuteilen und gerade dadurch Verbindung zu bekommen.

Begründer

Marshall Rosenberg (1934- 2015) studierte und promovierte in klinischer Psychologie, wurde Therapeut. In einer Gruppe um seinen Lehrer, den Psychologen und Psychotherapeuten Carl Rogers, erforschte er, was Empathie ist und wie sie wirkt.

Bereits Carl Rogers maß mit seinem Ansatz der klientenzentrierten Gesprächstherapie den Gefühlen eine wichtige Bedeutung bei. Er betonte, wie wichtig die Authentizität und Kongruenz auch des Therapeuten für die Beziehung sei und ging bereits davon aus, dass jegliches menschliches Handeln der Erfüllung von wichtigen Bedürfnissen diene. Diesen Ansatz entwickelte Marshall Rosenberg weiter.

Carl Rogers, Begründer der klientenzentrierten Gesprächstherapie: „Menschen sind wie Sonnenuntergänge, wenn ich sie einfach so sein lassen kann, wie sie sind… Wenn ich einen Sonnenuntergang betrachte, sage ich ja auch nicht ‚Bitte ein bisschen weniger Orange auf der rechten Seite‘ … Ich werde kaum versuchen, einem Sonnenuntergang meinen Willen aufzuzwingen, sondern ich betrachte sein Werden einfach mit ehrfurchtsvollem Staunen.“

Gandhi auf dem All India Congress Committee Treffen in Bombay im Juli 1946. (picture-alliance / akg-images / Archiv Peter Ruehe)
Marshall Rosenberg nannte seinen Ansatz „Gewaltfreie Kommunikation“ mit Reverenz für Mahatma Gandhi (1869-1948).

Der indische Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer und  Revolutionär entwickelte in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts sein Prinzip von Satyagraha, der Gewaltlosigkeit, nicht als eine Waffe der Schwachen, sondern eine Waffe der geistigen Stärke: „Die Grundbedeutung von Gewaltfreiheit ist Festhalten an der Wahrheit, Kraft der Wahrheit.

Ich habe sie auch Liebes- oder Seelenkraft genannt. Bei der Anwendung von Gewaltfreiheit entdeckte ich schon sehr früh, dass die Wahrheitssuche es nicht erlaubt, dem Gegner Gewalt anzutun. Er muss vielmehr durch Geduld und Mitgefühl von seinem Irrtum abgebracht werden.

Was aber dem einen als Wahrheit erscheint, mag dem anderen als Irrtum erscheinen. Geduld aber bedeutet Selbstleiden. Von da an bedeutete die Lehre von der Gewaltfreiheit, dass man die Wahrheit verteidigt, indem man nicht dem Gegner, sondern sich selbst Leiden zufügt.“ (aus: M.K. Gandhi: Satyagraha. Navajivan Press, Ahmedaba 14, 1991, S. 6f.)